Die diesjährige traditionelle Sommertour der Naturlandstiftung Saar und ihres Vorsitzenden, Umweltminister Reinhold Jost, stand unter dem Thema Landwirtschaft und Naturschutz. Sie führte dieses Jahr gleich zu drei schönen Naturschutzgebieten im Saarland und zeigte anhand zahlreicher naturnaher, nachhaltiger Pflegemaßnahmen, die nur mit Unterstützung der ansässigen Landwirte durchgeführt werden können, dass diese beiden Pole kein Gegensatz sein müssen.
Die Tour startete am Kulturlandschaftszentrum Haus Lochfeld in Wittersheim, das vom Zweckverband „Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe“ eingerichtet wurde. Das Projektgebiet ist eines von vier Naturschutzgroßprojekten im Saarland. Verantwortlich für die Umsetzung des Projekts ist der Zweckverband, dem die Gemeinde Gersheim, Mandelbachtal, der Saarpfalz-Kreis sowie die Naturlandstiftung Saar angehören, die zusammen mit dem Saarpfalz-Kreis die Geschäftsführung übernommen hat. Bei einem Rundgang präsentierte Dr. Gerhard Mörsch, einer der Geschäftsführer des Zweckverbandes, den Besucherinnen und Besuchern mit dem „begehbaren Bienenkorb“ und dem vom Umweltminister übergebenen Futter-Automat für Insekten die neuesten Attraktionen. Die neue Energie-Anlage mit ihrem geschlossenen, regenerativem Energie- und Stoffkreislauf ist ein Lehrbeispiel für eine umweltfreundliche und nachhaltige Bewirtschaftung.
Im Anschluss daran erläuterte Dr. Axel Didion die große Wichtigkeit von Pflegemaßnahmen zur Offenhaltung der Kulturlandschaft und wies auf ihre Bedeutung für die artenreiche Fauna und Flora hin. Auf engstem Raum findet sich hier eine biologische Vielfalt, wie sie in vielen Regionen Mitteleuropas nicht mehr vorkommt. Im Gebiet des Zweckverbandes gibt es rund 40 Pachtverträge mit 36 örtlichen Landwirten, die die Flächen offen halten und das Gras bzw. das Heu nutzen. Damit sichern sie die Erhaltung und Entwicklung von orchideenreichen Kalk-Magerrasen und des äußerst buntblumigen extensiv genutzten Grünlands, die im Hinblick auf ihre Flächengröße und Artenausstattung im Bliesgau bundesweit einmalig sind.
Ein weiteres gutes Beispiel für „Naturschutz durch Landnutz“ ist der Bioland Huf-Hof in Eiweiler – die zweite Station der Tour. Der Huf-Hof und die Naturlandstiftung Saar blicken auf eine jahrzehntelange partnerschaftliche Zusammenarbeit im Naturschutzgebiet zurück.
Patrik Konzer und Michael Haupenthal betreiben den Hof und führen ihn seit 2011 als Bioland-Betrieb mit einem angeschlossenen Hof-Laden. Michael Haupenthal ist Landwirt in der 8. Generation. Der Minister und die geladenen Besucherinnen und Besucher zeigten sie beeindruckt, dass hier im Haupterwerb mit alten bedrohten Haustierrassen – hauptsächlich Vogesen- und Vorderwälder- Rinder – gewirtschaftet wird.
Für große Begeisterung sorgte ein Besuch auf der Weide der 24 imposanten und friedlichen Ungarischen Steppenrinder und ihrem Nachwuchs. Die Huf-Hof-Tiere halten als „tierische Landschaftspfleger“ wertvolle Grünlandflächen offen und sichern so nachhaltig die Vielfalt der Arten und der Lebensräume im Naturschutzgebiet. Teile der Weiden befinden sich im Natura 2000-Gebiet und sind im Besitz der Naturlandstiftung Saar.
Für Minister Jost ist die Zusammenarbeit zwischen Huf-Hof und Naturlandstiftung Saar ein Paradebeispiel dafür, wie sich Naturschutz und Landwirtschaft sinnvoll ergänzen. Im Zuge der weiteren Begehung des Naturschutzgebietes stellte sich auch sehr anschaulich die Problematik dar, die den Landwirten durch die derzeit hohe Anzahl von Dam- und Muffelwild mittlerweile entstanden ist, welche auch die Schutzgebiete extrem schädigen. Im Anschluss konnten die Teilnehmer eine Kostprobe des vorzüglichen Fleischs der Bio-Rinder genießen.
Im Naturschutzgebiet Wolferskopf – dem ältesten Naturschutzgroßprojekt des Saarlandes - endete dann die Sommertour. Träger des Naturschutzgroßprojektes ist der Zweckverband „Naturschutzgebiet Wolferskopf“, dem die Naturlandstiftung als geschäftsführendes Mitglied, die Gemeinde Beckingen, die Stadt Merzig und der Landkreis Merzig-Wandern angehören. Minister Jost zeigte sich erfreut, dass hier seit 1995 ein Konsens zwischen Naturschutz und Landwirtschaft gefunden werden konnte, der bis heute Bestand hat. So bewirtschaften zwei Bioland-Betriebe sowie Obstbauern im Nebenerwerb die Wiesen, Weiden und Äcker. Zur Offenhaltung der hochwertigen Wiesen wird eine Mutterkuhherde mit Vogesen-Rindern als tierische Landschaftspfleger eingesetzt, damit weiterhin der Artenreichtum an seltenen gefährdeten und charakteristischen Pflanzen- und Tierarten gedeihen kann. Insbesondere die orchideenreichen Magerrasen und buntblumigen Streuobstwiesen mit ihren Lebensgemeinschaften sind bundesweit bemerkenswert.
Das Wolferskopf-Beweidungsprojekt war 1995 die erste extensive Großflächen-Beweidung im Saarland, die aus Naturschutzgründen eingerichtet wurde. Damals ein echtes Novum, denn der behördliche und ehrenamtliche Naturschutz stand einer solchen Beweidung im Naturschutzgebiet zunächst ablehnend gegenüber.
Nicht nur an dem Beispiel des Wolferskopfs, sondern auch an den anderen Stationen wurde eindrucksvoll deutlich, dass Naturschutz und eine nachhaltige Landnutzung kein Gegensatz sein müssen. Im Gegenteil. Minister Jost betonte: „Der Besuch der erfolgreichen Projekte der Naturlandstiftung haben mir wieder gezeigt, wie wichtig es ist, dass sich Naturschutz und eine nachhaltige Landwirtschaft gegenseitig ergänzen. Naturschutz durch Landnutz – das ist für mich die saarländische Erfolgsformel.“