Durch den Rückzug der Landwirtschaft von Grenzertragsstandorten verschwinden immer mehr landschaftsökologisch wertvolle Lebensräume der offenen Kulturlandschaft.
Eine geeignete nachhaltige Bewirtschaftungsform zur Offenhaltung der Landschaft und somit auch wertvoller Lebensräume sind Beweidungsprojekte.
Man unterscheidet zwischen Ganzjahresbeweidungen, bei denen die Tiere das ganze Jahr über im Freien stehen und herkömmlichen Weidesystemen. Hier stehen die Tiere im Winter im Stall.
Bei großflächigen Ganzjahresbeweidungen leben robuste Weidetiere in geringer Dichte das ganze Jahr über ohne Stall im Freien und gestalten die Landschaft, so wie es die wilden Huftiere in früheren Zeiten in der Naturlandschaft praktiziert haben.
Die Tiere tragen als „tierische Landschaftspfleger“ kostengünstig dazu bei, die Offenland-geprägten Lebensräume zu erhalten.
Galloway Rinder am Weiselberg bei Oberkirchen
Galloway Kälber, Farbschlag "black" und "dun"
Durch eine extensive Ganzjahresbeweidung entstehen parkartige Landschaften mit einem hohen Erholungswert.
Auch die Landwirtschaft profitiert davon, indem sie ein hochwertiges Lebensmittel produziert, das direkt mit dem Landschaftsbild und dem Erlebniswert der Region in Beziehung gesetzt werden kann.
Galloway Rinder und Konik-Pferde, Weiselberg
Galloway Rind und Bulle in Marpingen
Zu den robusten Arten zählen zum Beispiel verschiedene Rinderrassen wie das Galloway Rind, das Schottische Hochlandrind oder das Heckrind, aber auch verschiedene Pferderassen wie der Konik oder das Exmoor-Pony.
Im Jahr 2009 hat die Naturlandstiftung in einem Seitental des Alsbachs bei Marpingen mit einer ersten ganzjährigen Großflächenbeweidung begonnen.
Galloway Rinder Mutterkuhherde, Marpingen.
2011 sind im Rahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) drei weitere ganzjährige Großflächenbeweidungen der Stiftung gefördert. Diese befinden sich...
...auf dem Peterberg bei Eiweiler
...am Fuße des Weiselbergs bei Oberkirchen und
...im Hölzbachtal bei Rappweiler.
Die Stiftung hat dazu eine Zuwendung des Saarlandes und der Europäischen Union für die Erstellung von Pflege- und Bewirtschaftungsplänen, für Erstpflege-Maßnahmen (Entbuschungen), für die Einrichtung des Weidezauns und für die Anschaffung der Weidetiere erhalten.
Die Weiden wurden fast komplett auf Eigentumsflächen der NLS und ihrer Tochtergesellschaft ÖFM eingerichtet. Die Imsbach Verwaltungs- und Entwicklungsgesellschaft bewirtschaftet die Flächen und betreut die Tiere.
Bereits 2011 wurden auf dem Südhang des Peterbergs bei Eiweiler ein Weidekomplex mit rund 30 Hektar und 16 Tieren eingerichtet.
Herde Galloway Rinder in Eiweiler
Am Weiselberg wurde im selben Jahr eine Weide auf 15 Hektar mit 9 Galloway Rindern und einem Bullen installiert. Hier: Bulle und Rind mit Kalb
Später kamen 2 Konik-Pferde hinzu.
2012 ist in der Hölzbachaue bei Rappweiler eine weitere Weide mit 10 Hektar und 9 Galloway Rindern sowie einem Bullen dazugekommen.
Seit 2014 unterstützen vier Konik-Pferde die Galloway Herden als weitere tierische Landschaftspfleger.
Konik-Pferde in Rappweiler
Galloways und Konik-Pferde in Rappweiler
Die ersten Erfahrungen mit großflächigen Ganzjahresbeweidungen im Saarland und in anderen Ländern zeigen, dass sie ein geeignetes Konzept für die Landbewirtschaftung und den Naturschutz sein können.
Sie sind kein Allheilmittel für die Lösung aller Probleme im Naturschutz, bieten aber kostengünstige und Erfolg versprechende Ansätze für die Bewältigung einer Reihe von landschaftsökologischen Herausforderungen.
Die bisherigen Ergebnisse im Rahmen des Monitorings in Marpingen und die positiven Erfahrungen aus anderen Beweidungsprojekten, wie z. B. in der Bliesaue bei Homburg-Beeden, haben die NLS dazu ermutigt, diesen Weg im Saarland konsequent weiterzugehen.
In einer Arbeitsgruppe zusammen mit dem NABU Saar und dem Umweltministerium sollen weitere Beweidungsprojekte auf den Weg gebracht werden.
Galloways und Konik-Pferde, Weiselberg bei Oberkirchen
Eiweiler, Solarpanel zur Stromversorgung des Elektro-Weidegeräts
Galloway Muttertier und Kalb mit Farbschlag "white"
Nach Ende des Kiesabbaus war die Kiesgrube Welschbach komplett mit Birken, Pappeln und Gebüschen zugewachsen und hat ihre Bedeutung als wertvoller Sekundärlebensraum für viele Arten der offenen Kulturlandschaft verloren.
Deshalb wurde 2005 in Kooperation mit der Gemeinde Illingen und dem Zweckverband „Natura-Ill-Theel“ eine Beweidung zur Offenhaltung der ehemaligen Kiesgrube gestartet.
Ziege im Fels
Mehrere Infotafeln in der Kiesgrube berichten über das Beweidungsprojekt sowie die Fauna und Flora des Gebietes.
Die Grube hat sich zu einem strukturreichen Sekundärlebensraum mit einem Mosaik lückenhafter Sandrasenvegetation, Steilfelsen, Hecken und Gebüschen sowie Kleingewässern entwickelt.
Seltene und in ihrem Bestand gefährdete Arten wie z. B. die Zauneidechse, die Blauflügelige Ödlandschrecke oder das Berg-Sandglöckchen fühlen sich heute in der alten Kiesgrube wieder wohl.
Kiesgrube Welschbach: ein strukturreicher Sekundärlebensraum
Als Vorbereitung für die Beweidung wurde ein Großteil der Bäume und Gebüsche gerodet und entfernt.
Anschließend wurden ein Stall gebaut und mehrere Koppeln eingerichtet.
Das gesamte Areal von rund 10 ha wurde an einen Privatzüchter verpachtet, der die Flächen mit Thüringer Wald-Ziegen, Rove-Ziegen und Coburger Fuchsschafen beweidet. Sie rücken dem Gehölzaufwuchs zu Leibe und halten die Grasflächen kurz.
Alle Rassen sind sehr robust, wetterunempfindlich und kommen mit dem schwierigem Gelände und dem mageren Futterangebot gut zurecht.
Coburger Fuchsschafe
Kiesgrube Welschbach